A Painting a Day

A reflection of a moment of the day

 

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25. Februar 2019

Begegnung mit einem Kleid

© Edward B. Gordon / 5.9 x 5.9 inch / Oil on MDF / 15 x 15 cm / Öl auf MDF Bord / 4042

Vor sechs Jahren erhielt ich einen Brief von jemanden, die meine Arbeit sehr schätzte, sich gerade bei Lumas einen der letzten Hedda Gabler Drucke gekauft hatte, und sich bei mir als Model bewarb. Sie würde auch viele Kleider mitbringen, unter anderem ein weisses Haute Couture Kleid von Chanel, hiess es weiter in dem Brief.

Alles wurde arrangiert, wobei ich bei dem weissen Kleid etwas besorgt war, da mein Atelier nicht unbedingt der sauberste Ort auf der Welt ist, und sich die Ölfarbe in wundersamer Weise über den ganzen Platz verteilt. 

Selber besitze ich kein einziges Kleidungsstück an dem nicht irgendwo Ölfarbe ist. Ich schaffte es sogar einmal (ungewollt) dass am eleganten Anzug eines ehemaligen Bundesklanzlers etwas Titanweis hängen blieb.

Das Chanel Kleid kam in einem Extrakoffer. Als es vorsichtig aus vielen Tüchern ausgepackt zum Vorschein kam wirkte es auf den ersten Blick fast eher grob gefertigt, an einigen Säumen sah es so aus als ob es garnicht fertig genäht worden war, es wirkte eher wie ein Kleid vom Theater, etwa für eine griechische Tragödie, Antigone oder so etwas.

Als das Model das Kleid aber anzog, geschah etwas Unerwartetes. Vor meinen Augen verwandelte das Kleid die Trägerin und die Athmosphäre des Raumes in ganz ergreifender unerklärbarer Art, fast als ob eine Overtüre erklingen würde… dieser Moment hat mich in diesen Jahren nie losgelassen. 

Nur malen konnte ich so etwas vor 6 Jahren noch nicht, das war mir damals ziemlich klar.

Letzte Woche dann, nach dem Tod von Karl Lagerfeld ging ich das alte Material durch und begann am Wochenende an zwei größeren Leinwänden zu arbeiten…. heute gleichzeitig an einem Tagesbild…. „Begegnung mit einem Kleid“

Six years ago, I received a letter from someone who greatly valued my work, just bought one of the last Hedda Gabler prints from Lumas, and asked to work for me as a model. She would also bring many dresses, including a white haute couture dress by Chanel, it said in the letter.

Everything was arranged, although I was a bit worried about the white dress, because my studio is not necessarily the cleanest of studios in the world, and oil paint miraculously spreads all over the place.

I do not own a single piece of clothing that does not have oil paint somewhere. I even managed (unintentionally) that on the elegant suit of a former head of state some titanium white got stuck.

The Chanel dress came in an extra case. When it appeared out of many sheets unwrapped, it seemed almost coarsely made at first glance, some hems seemed as if it had not been sewn at all, it looked more like a dress from the theater, for example for a greek tragedy, Antigone or something like that.

When the model put on the dress, something unexpected happened. In front of my eyes, the dress transformed the wearer and the atmosphere of the room in a profound inexplicable way, almost as if an overture sounded from afar … that moment has never let me go in all these years.

Only I could not paint something like that 6 years ago, that was pretty clear to me back then.

Last week, after the death of Karl Lagerfeld, I went through the old material and started working on two bigger canvases over the weekend …. today at the same time on a daily painting …. „Meeting with a dress“