A Painting a Day

A reflection of a moment of the day

5. Juli 2019

The Drummer

© Edward B. Gordon / 5.9 x 5.9 inch / Oil on MDF / 15 x 15 cm / Öl auf MDF Bord / 4114

Alte Plätze besuchen, Ronnie Scott´s Jazz Club in Soho, London.

Visiting old places, Ronnie Scott´s Jazz Club in Soho, London.

4. Juli 2019

Begegnungen

© Edward B. Gordon / 5.9 x 5.9 inch / Oil on MDF / 15 x 15 cm / Öl auf MDF Bord / 4113

Abends in Mayfair, City of Westminster, London, England

An evening in Mayfair, City of Westminster, London, England

2. Juli 2019

The final curtain

Please scroll down for the English text

Letzte Woche starb einer der für mich einflussreichsten und wichtigsten Lehrer, den ich je hatte. Peter Bridgmont, Schauspieler, Regisseur, Unternehmer, Visionär und Lehrer. Gründer und Leiter der Chrysalis Theatre Acting School. Gestern wurde er in London, Hammersmith beigesetzt.

Ich habe in den letzten Tagen versucht meine Gedanken etwas zu ordnen, auch wenn mir das nicht so gut gelungen ist.

Da dieser Blog ja auch sehr stark biographisch ist, werde ich heute etwas über Peter schreiben – ich habe auch ein paar Bilder dazu gemalt es sind keine Tagesbilder sondern etwas größere Arbeiten und es gibt keinen Verkauf nach Höchstgebot für diese Bilder heute.

Ich begegnete Peter Bridgmont, dieser Lichtgestalt der dramatischen Kunst, das erste Mal in den 1980er Jahren. Ich hatte die Schule abgebrochen und wollte entweder Maler oder Schauspieler werden.  Und da der Beruf des Schauspielers aufregender und verheissungsvoller klang ging ich nach London um an irgendeiner Schauspielschule unterzukommen. Meine Mutter hatte mir zuvor die Gesamtausgabe von Shakespeare geschenkt. 

The Chrysalis Theatre London, Boundaries Road, 1985

Nachdem ich einige Vorsprechtermine bei diversen Schulen durchlaufen hatte, fand ich mich irgendwann, nach einer schier nie enden wollenden Fahrt mit der Northern Line, ein paar Haltestationen vor Wimbledon, im Wohnzimmer von Peter Bridgmont wieder. 

Und hier war irgendwie alles anders. Ich fühlte mich willkommen. Wie weggewischt war der kritisch gelangweilte leicht säuerlich überhebliche Röntgenblick der sonst vorherrschte bei solchen Vorsprechterminen. Dieser Mann strahlte mich an, lachte, und kochte uns erst einmal einen Kaffee. 

Ich musste ihm auch nichts vorspielen. Wir sassen an einem Tisch und unterhielten uns. Gut, die meiste Zeit redete er eigentlich, über das Leben als Schauspieler, die dramatische Kunst, Philosophie, Tanz, Musik usw. alles vorgetragen mit einer so mitreissenden Begeisterung, dass wenn man selbst nur zufällig an diesem Tisch gesessen wäre, weil man sich vielleicht gerade dorthin verirrt hatte, oder wegen etwas ganz anderem gekommen war,  wie zum Beispiel um das Dach zu reparieren, war man nach spätestens fünf Minuten überzeugt, dass der Beruf des Schauspielers das Großartigste auf der Welt war, und alles andere nur reine Zeitverschwendung.

Irgendwann traute ich mich dann doch zu fragen, ob ich denn auch bei ihm studieren dürfte/ könnte. „Aber natürlich“, sagte er, „das war doch nie eine Frage. Du fängst im Herbst hier an“. An diesem Tag im März, hatte ich Schmetterlinge im Hals und zitterte vor Glück.

Es würde den Rahmen hier sprengen erklären zu wollen was eigentlich seine besondere Methode oder Lehre der Schauspielkunst ausmachte. Nur so viel, für ihn waren Schauspieler einst Boten der Götter. Naturalismus, type casting, waren ihm fremd. Es ging immer um das Spielen. „Ein Schauspieler kann alles machen und sein“, sagte er. Er muss es nicht selbst erlebt haben wie es sich anfühlt auf einem fliegenden Teppich zu stehen, er kann es einfach spielen, so tun als ob, dazu hat er das Werkzeug der Sprache und der Bewegung und seine Imagination die die Rolle, das Stück, zum Leben erweckt.

Er war kein großer Fan von Stanislawski. „Method Acting“ war für ihn genauso absurd wie für einen Maler das malen nach Zahlen. Warum sollte man etwas echt erleben wenn man es spielen konnte? Schauspiel ist nicht echt, soll es auch nie sein. Es ist ein Spiel das vielleicht zum Spiegel der Seele des Betrachters wird. Die Wirklichkeit wird verwandelt, ein Brett wird zu einem Edelstein besetzten Schwert. Ein alter hinkender Mann wird zum jungen Romeo, ein unscheinbares Mädchen zu einer machtvollen Königin, das ist die Magie des Schauspiels.

The rehearsal, Peter and Barbara Bridgmont

Die Schule, das Theater, die Bühne im Süden Londons, war ein niedriger langgezogener roter Bau mit einem Dach aus Wellblech und Wänden aus Sperrholz, der den hinteren Garten von Peters Haus komplett ausfüllte.

Es gab ein grünes Gartentor zu einer Seitenstrasse, die Boundaries Road, gegenüber waren moderne Sozialbauten.

Es gibt sicherlich schönere Theater, aber trotzdem ist es für mich in meiner Erinnerung das schönste Theater der Welt, und obwohl es schon lange abgerissen ist, wird es immer ein Stück Heimat in meinem Herzen bleiben.

Und irgendwie war es auch ein Spiegel Peters gelebter Philosophie. Die Aufgabe des Schauspielers war es diese äussere Welt aus Sperrholz und Wellblech oder was auch immer, vergessen zu machen und den Zuschauer in eine imaginäre Welt zu entführen und zu verzaubern. ( Ihm gelang das auch immer wieder mit uns )„Vergiss Hamlet, jeder kann den Hamlet spielen“ sagte er einmal zu mir, „wenn es Dir aber gelingt das New Yorker Telefonbuch so vorzulesen, dass das Publikum Dir an den Lippen hängt und vergisst wo es ist, dann, ja dann bist Du ein guter Schauspieler“

Es war eine sehr glückliche Zeit in meinem Leben hier an dieser Schule von Peter und seiner Frau Barbara, im London der 80er Jahre. Unbeschwert und frei, ohne Angst, alles schien möglich zu sein. 

Die Rolltreppen hinunter in den Underground waren teilweise noch aus Holz. Im Sommer fuhr die U-Bahn an besonders heissen Tagen mit offenen Türen, die einzige Absperrung war eine dünne Kette. In der oberen Etage der Doppeldecker Busse rauchten ältere Männer filterlose Senior Service Zigaretten. Das indische Essen das es überall gab war für mich neu, voller unbekannter Gewürze, verführerisch, wunderbar. Noch nie hatte ich bisher Speisen in solch schönen Farben gesehen. Auf dem Trottoir der Balham High Road wurden aus kleinen Koffern Kassetten von U2, Simply Red und Tracy Chapman verkauft. Im Radio sang Roland Gift von den Fine Young Cannibals „She drives me crazy“. Irgendwie dachte ich dabei immer an Margaret Thatcher. 

Kurz vor Weihnachten wurde einmal ein Bombenlager der IRA nur ein paar Strassen weiter von unserer Schule ausgehoben. Aber irgendwie interessierte uns das nicht. Um die Worte Ferdinand von Schirachs  zu nehmen  „Die Wirklichkeit hatte noch keine Macht über uns“

The Actor

Die größte Fähigkeit eines Lehrers ist es wohl, dass er etwas zu vermitteln vermag das den Schüler so begeistert dass er es sich so zu eigen macht, dass es zu seinem eigenen Massstab wird und ihn sein Leben lang begleitet, ganz egal was die spätere Biographie einem für Karten zuspielt. Das war Peters große Gabe, Begeisterung und Liebe für die Kunst zu wecken, und jeden mitzureissen, zu motivieren, über sich selbst hinauszuwachsen und seinen eigenen Weg in Freiheit zu finden.

Das vermittelte er so wunderbar, mit einer Leichtigkeit, ohne Zwang, ohne Pathos und ohne Heldenverehrung, immer mit einem Zwinkern im Auge, nie sich selber so wirklich furchtbar ernst nehmend.

Ich könnte noch so viel mehr erzählen, aber das nutzt jetzt auch nicht mehr viel, was bleibt, ist ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für diese Begegnung mit diesem so besonderen Menschen, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, die mein weiteres Leben tief geprägt hat.

Gute Reise lieber Peter, in das unbekannte Land wo immer es auch ist. Ich bin mir sicher dort wartet ein Theater auf Dich. Und wenn in nächster Zeit die Sterne ganz besonders hell leuchten, dann weiss ich dass Du dort mit der ersten Probe beginnst.

Last week, one of the most influential and important teachers I ever had died. Peter Bridgmont, actor, director, entrepreneur, visionary and teacher. Founder and director of the Chrysalis Theatre Acting School. Yesterday was the funeral in London, Hammersmith.

I have been thinking a lot, trying to sort things out in the last few days, even though I have not done so very well.

Since this blog is also very biographical, I will write about Peter today – I have also painted a few paintings in context, they are not daily paintings but larger works and there is also no sale for this paintings today.these paintings today

I first met Peter Bridgmont, this Lichtgestalt for the dramatic arts, in the 1980s. I had just quit school and wanted to become either a painter or an actor. And as the actor’s job sounded much more exciting and promising, I went to London to attend drama school. My mother had previously given me the complete works by Shakespeare.

After having gone through several auditions at several schools, I found myself at some point, after a, as it seemed to me never-ending journey on the Northern Line, a few stops before Wimbledon, in the living room of Peter Bridgmont.

And somehow everything was different. I felt welcome. Gone was the critically bored and arrogant X-ray gaze I was so getting used to at auditions to get into drama school. This man smiled at me, laughed, and made us some coffee.

I did not have to do an audition either. We sat at a table and talked. Well, most of the time he actually talked, about life as an actor, the dramatic arts, philosophy, dance, music, etc., all with such a profound enthusiasm that even if you just happened to be sitting at this table by accident, or had come for something completely different, such as to repair the roof, one was convinced after five minutes only that the profession of an actor was the greatest in the world, and everything else just a waste of time.

At some point I dared to ask if I could study with him. „Of course,“ he said, „that was never a question. You start here in the autumn „. On this day in March, I had butterflies in my throat and trembled with joy.

It would be beyond the scope of this blog to explain what actually constituted his particular method of acting. Only so much, for him actors were once messengers of the gods. Naturalism, type casting, was alien to him. It was always about playing. „An actor can do anything and be anything,“ he said. He does not have to experience what it feels like to be on a flying carpet, he can just play it, pretend it, he has the tools of speech and movement and his imagination sets the part/character he plays into motion.

He was not a big fan of Stanislavsky. „Method Acting“ was just as absurd to him as painting by numbers for a painter. Why should you experience something real when you could play it? Acting is not real, it should never be. It is a game that may become the mirror of the soul of the audience. Reality is transformed, a board becomes a jeweled sword. An old limping man becomes a young Romeo, an inconspicuous girl a powerful queen, that’s the magic of acting.

The school, the theater, the stage, situated in South London, was a low elongated red building with a roof of corrugated iron and walls of plywood that completely filled the back garden of Peter’s house.

There was a green garden gate to a side street, the Boundaries Road, opposite were modern community buildings.

There are certainly grander theaters, but for me it is, in my memory, the most beautiful theater in the world, and although it has long been demolished, it will always remain in my heart as a home I once had.

And somehow it was also a reflection of Peter’s philosophy. The role of the actor was to make this outer world of plywood and corrugated iron or whatever, into something else quite wonderful and magical, to take the audience into an imaginary world of its own. (He did that again and again with us) „Forget Hamlet, anyone can play Hamlet,“ he once said to me, „but if you succeed in reading the New York phone book so that the audience hangs on every word you’re saying, and forgets where it is, then, yes, then you are a good actor „

It was a very happy time in my life here at this school of Peter and his wife Barbara, in London in the 80s. Carefree, without fear, everything seemed to be possible.

The escalators down to the underground were partly still made of wood. In the summer, on very hot days the tube was driven with open doors, the only barrier being a thin chain. On the upper floor of the red double-decker busses, older men smoked senior service cigarettes. The Indian food that was everywhere, was new to me, full of unknown spices, alluring, wonderful. Never before had I seen food in such beautiful colours. On the pavement  of Balham High Road cassettes of U2, Simply Red and Tracy Chapman were sold out of small suitcases. Roland Gift from the Fine Young Cannibals sang on the radio „She drives me crazy“. Somehow, I always thought of Margaret Thatcher.

Shortly before Christmas, an IRA warehouse filled with weapons and explosives was excavated just a few streets away from our school. But somehow we did not care. To take the words of Ferdinand von Schirrach „Reality had no power over us yet“

The greatest skill of a teacher is probably that he is able to convey something that excites the student so much that he makes it his own, that it becomes his own standard and accompanies him throughout his life, no matter what cards he has to play in his later biography. It was Peter’s great gift to conjure enthusiasm and love for the arts, and to take everyone along, to motivate them, to go beyond themselves and find their own way in freedom.

He communicated this so wonderfully, with a lightness, without compulsion, without pathos and without hero worship, always with a twinkle in the eye, never really taking himself so terribly seriously.

I could say so much more, but that doesn’t help now very much. What remains is a deep sense of gratitude for this encounter with this so extraordinary man, in the right place, at the right time, which has so profoundly shaped my life.

Good journey dear Peter, into this unknown country wherever it is. I’m sure a theater is waiting for you there. And if the stars light up very brightly in the near future, then I know that you will hold your first rehearsal there.